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Hamburger HNO-Arzt Dr. med. Carsten Dalchow: Hörtherapie verbessert das Verstehen von Sprache

Gutes Hören trägt wesentlich zu einer besseren Lebensqualität bei. Foto: MEV
Gutes Hören trägt wesentlich zu einer besseren Lebensqualität bei. 
Foto: MEV
Zwei Jahre lang hat der HNO-Arzt Dr. med. Carsten Dalchow eine von OTON Die Hörakustiker entwickelte Untersuchung zur „axone Hörtherapie“ als Schirmherr begleitet. Im Interview spricht er über die dabei gewonnenen Erkenntnisse

Herr Dr. Dalchow, wie kam es dazu, dass Sie die Schirmherrschaft für diese Untersuchung übernommen haben?

Dr. Dalchow: Als HNO-Arzt beschäftige ich mich täglich mit dem Thema „Besseres Hören“. Mein Ziel ist es, dass alle Menschen gut hören können. Als mir die „axone Hörtherapie“ vorgestellt wurde, gefiel mir daran die professionelle Auseinandersetzung und der Ansatz, die Menschen für ein besseres Hören und Verstehen systematisch zu unterstützen und zu fördern.

Was genau haben Sie sich denn von der Untersuchung versprochen?

Dr. Dalchow: Mein Ziel war es, dass sich Menschen früher mit dem Thema „Besseres Hören“ beschäftigen. Zudem war ich daran interessiert, zu sehen, welche Erfolge sich einstellen, wenn man den Betroffenen eine Anleitung gibt, wie sie Hörgeräte nutzen und sich schnellstmöglich daran gewöhnen können. Die daraus resultierende nachhaltige Akzeptanz für das Tragen von Hörgeräten steht für mich klar im Fokus.
 
Was bedeutet es, wenn man „hörentwöhnt“ ist und welche Möglichkeiten bieten sich dann für einen?

Dr. Dalchow: Durch den schleichenden Prozess wird der Hörverlust häufig nicht wahrgenommen, die Realitäten des eigenen Hörens verschieben sich. Wenn dann die Hörfähigkeit durch Hörgeräte verbessert und verstärkt werden soll, führt dies häufig zu Irritationen: Das hörentwöhnte Ohr und das Hörzentrum im Gehirn sind mit der Menge an neuen Informationen regelrecht überfordert. Hier hilft eine präventive Überwachung. Spätestens ab dem 50. Lebensjahr empfehle ich eine regelmäßige Kontrolle der Hörfähigkeit.
  
HNO-Arzt Dr. med. Carsten Dalchow
HNO-Arzt Dr. med. Carsten Dalchow
Inzwischen ist die zweijährige Untersuchung ausgewertet. Bemerkenswert ist, dass mithilfe der „axonen Hörtherapie“ das Hörverstehen der Teilnehmer tatsächlich verbessert wurde und fast 90 Prozent von ihnen mit den Ergebnissen zufrieden sind. Haben Sie das so erwartet?

Dr. Dalchow: Überrascht hat mich die Deutlichkeit der Ergebnisse. Ich fühle mich aber dabei in meiner Annahme bestätigt, dass es wichtig ist, sich frühzeitig um sein Gehör zu kümmern. Offensichtlich ist die „axone Hörtherapie“ dabei eine gute Begleitung. Sie hilft den Menschen bei der Annahme der Hörgeräteversorgung und bestärkt mich in der Schirmherrschaft.

Inwieweit eignet sich die Hörtherapie für Menschen, die bereits Hörgeräte tragen?

Dr. Dalchow: Wenn Patienten noch keine Hörtherapie gemacht haben, hilft sie ihnen, die Leistungsfähigkeit und das Potenzial ihrer Hörgeräte voll auszuschöpfen. In der Praxis fällt mir zum Teil auf, dass Patienten trotz Hörgerät nicht die volle Leistungsfähigkeit ihrer Geräte nutzen.

Und wie sinnvoll ist die „axone Hörtherapie“ für Menschen, die akut kein Hörgerät brauchen, aber trotzdem etwas für ihr Gehör tun wollen?

Dr. Dalchow: Ein gezieltes Training und die Stärkung der Hörfähigkeit sind als präventive Maßnahmen absolut empfehlenswert und immer sinnvoll.
  

Die „axone Hörtherapie“

Die „axone Hörtherapie“ ist ein Verfahren zur Verbesserung des Sprachverstehens und der Sprachverarbeitung. Sie basiert auf der Erkenntnis, dass viele Menschen über Jahre nahezu unbemerkt immer schlechter hören und dann beim ersten Tragen eines Hörgeräts Probleme damit haben, weil sie „hörentwöhnt“ sind. Trotz sorgfältiger Anpassung des Geräts empfinden sie die neuen Höreindrücke, die ihnen die Technik ermöglicht, als störend. Die „axone Hörtherapie“ soll dies verhindern. Mit ihr wird das Sprachverstehen mit dem Ziel trainiert, die Hörzellen im Gehirn zu reaktivieren. Von 2017 bis 2019 haben 469 Personen unter Anleitung von Hörakustikern in ganz Deutschland nach dieser Methode trainiert. Ihre Erfahrungen wurden dokumentiert und jetzt ausgewertet. Wichtigste Erkenntnis: Eine Versorgung mit Hörsystemen sollte, wenn der Verdacht auf eine Hörminderung besteht, so schnell wie möglich erfolgen.
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