Ein Leben zwischen Angst und Dankbarkeit: Afghanen in Glinde
„Ich bin so froh, dass ich hier in Deutschland bin und von den meisten Menschen liebevoll aufgenommen wurde“, sagt Farzana Hussini
Nach einer traumatisierenden Flucht kam sie 2015 aus Afghanistan nach Deutschland. Sie floh vor ihrem Onkel, der wie die Taliban denke und die freiheitsliebende junge Mutter mit dem Tod bedrohte. „Ich habe es nie bereut, Deutschland als meine Heimat gewählt zu haben, um dem Tod zu entgehen“, schreibt die junge Mutter in einem offenen Brief, mit dem sie allen danken möchte, die sie unterstützen.
Sie kam über das Mittelmeer, „in einem kleinen Boot, das voll Wasser war“. Das Schlimmste für sie war die Angst um ihre vier Kinder und die Todesangst ihrer Kinder. „Manchmal raubt mir diese Szene nachts den Schlaf.“ Nun selbst in Sicherheit, fürchtet sie um ihre Familie, die weiter in Afghanistan lebt. „Meine Familie kämpft zwischen Leben und Tod in diesem Land des Blutes und des Terrors.“ Sie denke oft an ihre Mutter, ihre Schwester und ihre Nichte, die jetzt keine Rechte mehr haben. Dabei seien die Regeln, die von den Taliban gesetzt werden, durchaus nicht aus dem Koran abzuleiten. Darin ist sie sich mit Nabila Mohammad einig, die seit 2008 in Deutschland lebt. Sie folgte ihrem Mann, der von den Taliban bedroht wurde. Frauen dürften nach ihrer Religion durchaus lernen, arbeiten und Geschäfte führen, erklären die beiden Musliminnen. Beide haben studiert, als das in ihrer Heimat noch möglich war. Inzwischen würden die Frauen dort eingesperrt, lebten wie im Gefängnis. So ergehe es auch ihren Verwandten.
„Die Taliban haben Angst vor Frauen“, erklären sich die beiden Afghaninnen das Vorgehen. Das habe nichts mit Religion zu tun, das sei eine politische Frage. Es gäbe dort Menschen, „die ganz schnell unsere Hilfe brauchen“. Doch die beiden wissen nicht, was sie dafür tun können. Es sei nicht mehr das Land, an das sich Nabila Mohammad, die aus Kabul stammt, auch noch erinnert. „Afghanistan war bunt, es war sehr schön“, sagt sie. Frauen trugen bunte Kleidung. „Es gab sehr viele Sänger und Musiker, wir haben viel gesungen.“ Auch all das ist jetzt wieder verboten. Die Not vieler Afghanen darf nicht vergessen werden, appellieren die beiden Frauen. (bs)