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Themenwelten Bergedorf
Corona und die Folgen für Menschen mit Behinderungen und ihre Angehörigen: Ein Kommentar von Kerrin Stumpf, Geschäftsführerin von Leben mit Behinderung Hamburg Elternverein e.V.

Vereint in der Krise mit dem Elternverein von Leben mit Behinderung Hamburg

Am 5. Mai fand ein Protesttag für die Gleichstellung statt. Fotos: xxxxxxxxxx

Ich bin am Ende, aber ein Ende ist nicht absehbar“, so eine Mutter über ihren Alltag. Sie mobilisiert in der Pflege ihrer Tochter unvorstellbare Kräfte. Doch in der Corona-Zeit fehlen jetzt die Möglichkeiten, sie zu erneuern. Pflegende Angehörige, die die Hälfte aller Pflegeleistungen in Deutschland erbringen, sind mit Homeoffice und -schooling in einer Dauerpflicht, sämtliche Assistenz allein zu leisten, ohne auf die eigenen Bedürfnisse Rücksicht nehmen zu können. Therapien, Förderungen, Familienentlastung waren teilweise völlig ausgefallen, ebenso die Schulassistenz im Homeschooling. Menschen mit Behinderung wollen leben wie andere auch. Alle leiden unter der Corona-Zeit. Aber die Bedingungen sind unterschiedlich.

Schon vorher machte es Mühe, Barrierefreiheit für Arbeit, Freizeit, Schule, Wohnen zu organisieren, doch es gab Lösungen. Nun aber bewegt sich mit dem Hinweis auf die Corona-Krise kaum etwas, so Familien in unserer Beratung. Inklusion für Kinder stockt, meldet das Deutsche Schulportal. Dasselbe gilt für Freizeit- und Entlastungsangebote, den Wohn- und Arbeitsmarkt, diese Wahrnehmung bestätigen aktuelle Studien. Ist die UN-Behindertenrechtskonvention ausgesetzt? Das Problem liegt wieder bei den Betroffenen, die den Druck allein kaum noch erhöhen können. Es droht mehr Ausgrenzung von Kindern bzw. Erwachsenen mit Behinderung und ihren Familien.

Über 1500 Mitgliedsfamilien
     

Eine andere Aktion im Juli: Der Elternverein engagiert sich für inklusive Spielplätze in Hamburg
Eine andere Aktion im Juli: Der Elternverein engagiert sich für inklusive Spielplätze in Hamburg

Daraus ergibt sich unsere Aufgabe im Elternverein von Leben mit Behinderung Hamburg in der Corona-Krise. Wir sprechen mit Verantwortlichen, bleiben dran, wenn nach Aktenlage entschieden werden soll, drängen auf Lösungen. Dazu nutzen wir seit 18 Monaten sämtliche Medien, Print, digital, Youtube und Zoom, um für unsere Mitglieder erreichbar und durchsetzungsstark zu sein. Wir bildeten Foren zu aktuellen Fragen, Freiheit und Schutz, Sorge um die eigene Gesundheit, Impfen, die eigenen Rechte. So berücksichtigte die Hamburger Verordnung zur Eindämmung von Corona Menschen mit Behinderung fast von Anfang an.

Gemeinsam sind wir stärker. Die Aktionen zum Europäischen Protesttag für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderung am 5. Mai zeigte die gute Zusammenarbeit aller Vereine in der Hamburger Landesarbeitsgemeinschaft für behinderte Menschen. Ich hoffe, dass Corona uns solidarischer macht. Alle können etwas zu einer Stadt der Vielfalt beitragen, freundlich grüßen, einen Weg abnehmen, ein neues Angebot machen, fragen, wie es geht. Schon mal an einen Gebärdensprachkurs gedacht oder den E-Roller bewusst nicht mitten in den Weg gestellt?

Menschlich mit Handicap braucht Antworten auf Fragen, Lösungen in der Not, Auswege am Ende. In Hamburg sind wir mit unseren über 1.500 Mitgliedsfamilien dazu aktiv. Lernen Sie uns kennen. Infos: www.lmbhh.de und www.derelternverein.de


Hamburger Inklusionspreis 2021

Gesucht werden Hamburger Betriebe und Unternehmen, die sich in besonderer Weise für die Ausbildung und/oder Beschäftigung von Menschen mit Behinderungen engagieren

In Hamburg spielt Inklusion seit Jahren eine wichtige Rolle. Ziel ist es, die UN-Behindertenrechtskonvention in der Stadt umzusetzen und damit die gleichberechtigte Teilhabe der Menschen mit Behinderungen an allen Lebensbereichen zu ermöglichen. Vieles ist bereits passiert. Das Stadtbild hat sich geändert. Leitstreifen für Menschen mit einer Seheinschränkung sind auf den Fußwegen zu sehen. Die meisten U-Bahnhöfe sind barrierefrei. Ampeln verfügen über akustische Signale. Kulturstätten bieten Angebote in Gebärdensprache an. Zahlreiche Sportarten werden von Menschen mit und ohne Behinderungen zusammen ausgeübt. Allerdings ist die Anzahl von erwerbslosen Menschen mit Behinderungen trotz guter Qualifikation vergleichsweise höher als bei Menschen ohne Behinderungen. Die Ursache hierfür ist häufig, dass der Umgang mit Betroffenen zu Unsicherheit führt und mit Vorurteilen behaftet ist. Vielfach werden die Menschen auf ihre Behinderung reduziert. Die Senatskoordination für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderungen ruft alle zwei Jahre – gemeinsam mit der Arbeitsgemeinschaft der Schwerbehindertenvertretungen der freien Wirtschaft – Hamburger Betriebe und Unternehmen auf, sich für den Hamburger Inklusionspreis 2021 zu bewerben. Wenn Sie sich z.B. für die Ausbildung junger Menschen mit Behinderungen und anschließende Übernahme in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis, die Schaffung neuer Arbeitsbereiche und -felder für Menschen mit Behinderungen oder besondere Bemühungen, älteren Beschäftigten mit Behinderungen einen ihrem persönlichen Leistungsvermögen angemessenen Arbeitsplatz bereitzustellen, entschieden haben, dann besteht eine gute Chance, von der Jury für auszeichnungswürdig gehalten zu werden. Wer diese Auszeichnung erhält, wird erst bei der Preisverleihung verraten. Diese findet unter der Beteiligung von Senatorin Frau Fegebank am 14. Dezember im Hamburger Rathaus statt. Eingeladen werden alle Bewerber*innen, damit sie sich mit ihrem Engagement in der Öffentlichkeit präsentieren können, aber auch, um gewürdigt zu werden und mit anderen ins Gespräch zu kommen. csl

Weitere Infos: www.hamburg.de/skbm/15204246/hamburger-inklusionspreis-2021/
    

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