Anzeige
Themenwelten Bergedorf
Menschlich

Beim SIMI sind erwachsene Behinderte in guten Händen

Insbesondere kümmert man sich am Evangelischen Krankenhaus Alsterdorf um Menschen mit komplexen Behinderungen. Sie sind häufig medizinisch unterversorgt

Am SIMI wird interdisziplinäre Zusammenarbeit großgeschrieben Foto: Bertram Solcher
Am SIMI wird interdisziplinäre Zusammenarbeit großgeschrieben Foto: Bertram Solcher
Gründe dafür – unter anderem: Ärzten fehlt es an speziellen Kenntnissen in Diagnostik und Therapie solcher Patienten, es bestehen räumliche Barrieren in den Praxen und es gibt gravierende Probleme in der Kommunikation. Besonders ausgeprägt sind diese bei Patienten, die aufgrund ihrer Behinderung nicht sprechen können. So werden Krankheiten teilweise nicht rechtzeitig erkannt oder nicht angemessen behandelt. Für die Betroffenen bedeutet das unnötige Schmerzen, eine längere Krankheitsdauer oder gar den vermeidbaren frühzeitigen Tod.


In dieser Situation bietet das Sengelmann Institut für Medizin und Inklusion, kurz SIMI, am Evangelischen Krankenhaus Alsterdorf Hilfe. Ein interdisziplinäres Team aus Ärzten verschiedener Fachrichtungen, Therapeuten und Psychologen untersucht Menschen mit komplexen Behinderungen, stellt Diagnosen und entwickelt Behandlungspläne.

Auszeichnung als „Wegbereiter der Inklusion“

Bei seiner Eröffnung im Jahr 2015 war das SIMI eines von drei Medizinischen Zentren für erwachsene Menschen mit Behinderung in Deutschland, inzwischen gibt es bundesweit rund 60. Das SIMI wurde 2016 von der Senatskoordinatorin für die Gleichstellung behinderter Menschen in Hamburg, Ingrid Körner, als „Wegbereiter der Inklusion“ ausgezeichnet. Im gleichen Jahr erhielt das Leuchtturmprojekt den MSD-Gesundheitspreis in der Kategorie „Patientenorientierung.“

Patienten, denen das SIMI geholfen hat. Der 53-Jährige hat eine schwere geistige Behinderung. Als er, anscheinend auch körperlich beeinträchtigt, plötzlich nicht mehr in die Werkstatt gehen wollte, in der er beschäftigt war, und sich auch sonst zurückzog, ging sein Vater mit ihm zum Arzt. Dieser vermutete ein orthopädisches Problem am Fuß, doch die Behandlung brachte keine Besserung. Erst das Expertenteam im SIMI, das der Mediziner einschaltete, kam der Krankheit auf die Spur: Helmut Neie hatte Rheuma. Eine entsprechende Therapie reduzierte die Schmerzen und machte ihn wieder bewegungsfähig. Heute geht er wieder selbstständig in die Werkstatt. SIMI-Leiterin Maren Kolbe, Fachärztin für Neurologie, arbeitet sehr gern mit Menschen mit Behinderung: „Ich muss mich auf jeden Patienten individuell einstellen, sonst funktioniert es nicht. Außerdem ist die interdisziplinäre Zusammenarbeit besonders wichtig, da die meisten Beschwerden oder Erkrankungen nur gemeinsam erkannt und behandelt werden können“, sagt sie.

Doch ein Angebot allein reicht nicht aus, um die wohnortnahe medizinische Versorgung von Menschen mit Behinderung zu verbessern. Deshalb werden im Rahmen des Projektes „gesundheit 25*“ der Evangelischen Stiftung Alsterdorf niedergelassene Ärzte auf diese Aufgabe vorbereitet und Schulungsprogramme, etwa zu den Themen Ernährung und Bewegung entwickelt, anhand derer Menschen mit Behinderung zum Beispiel lernen, was sie selbst zu ihrer Gesundheit beitragen können. Infos: www.simi-alsterdorf.de
   

Projekt „gesundheit 25“

Die Behindertenrechtskonvention wurde im Jahr 2009 von Deutschland unterzeichnet. In Artikel 25 des Vertrags, auf den das Projekt „gesundheit 25*“ Bezug nimmt, heißt es, dass Menschen mit Behinderung ein Recht auf das „erreichbare Höchstmaß an Gesundheit ohne Diskriminierung aufgrund von Behinderung“ haben. Dazu bedürfe es des freien Zugangs zu medizinischer Versorgung wie für andere auch. Darüber hinaus sei mit der Durchführung spezieller Untersuchungen und Therapien dem Auftreten weiterer Behinderungen vorzubeugen.


Hamburg wird inklusiv

Mit dem Hamburger Inklusionspreis vergibt die Stadt einen Preis an Unternehmen, die sich in besonderer Weise für behinderte Menschen engagieren
Mit dem Hamburger Inklusionspreis vergibt die Stadt einen Preis an Unternehmen, die sich in besonderer Weise für behinderte Menschen engagieren
Nach drei Jahren Pause ist es endlich soweit: Der Hamburger Inklusionspreis für Ausbildung und Beschäftigung von Menschen mit Behinderung wird wieder vergeben – und zwar zum 20. Mal! Bewerben können sich Unternehmen, Gruppen und Einzelpersonen, die zum Beispiel

• Menschen mit Behinderung neu einstellen und beschäftigen
• junge Menschen mit Behinderung ausbilden und anschließend möglichst übernehmen
• für ältere Menschen mit Behinderung Arbeitsplätze bereitstellen, die ihrem persönlichen Leistungsvermögen entsprechen
• frühzeitig geeignete betriebliche Maßnahmen ergreifen, um eine drohende Behinderung von Beschäftigten zu vermeiden
• ihre Unternehmenskultur und Personalplanung auf die Bedürfnisse älterer Arbeitnehmer ausrichten
• hervorragend mit Integrationsfachdiensten, Trägern und Einrichtungen für die berufliche Rehabilitation und Integration von Menschen mit Behinderungen zusammenarbeiten.

Gerne können auch Dritte jemanden vorschlagen, den sie der Auszeichnung für würdig halten.

Die Preisverleihung findet am 2. Dezember um 16 Uhr im Hamburger Rathaus statt. Anmeldeschluss ist der 4. September.

Infos und Bewerbungsunterlagen unter www.hamburg.de/inklusionspreis oder bei der Dienststelle der Senatskoordinatorin für die Gleichstellung behinderter Menschen, Telefon: 428 63-5723
Weitere Artikel